(Eine Kurzgeschichte)
Nicht die Menschen. Es ist das Land, das ich liebe, sagt sie und betrachtet nachdenklich die Glut ihrer Morgenzigarette.
Ein nebliger Wintertag hängt vor unserer Veranda. Sie dreht ihren Handrücken dem Gesicht zu und bläst sacht gegen die Spitze ihrer Selbstgedrehten. Ein wenig glühendes Papier löst sich und schwebt, für eine Millisekunde aufleuchtend, zu Boden wie ein winziger verglühender Komet. Oder wie die Aufwallung ihrer Gedanken.
Die Landschaft, das Meer, der Wind, das Treibholz am Strand. Weißt du, diese Dinge.
Ich weiß genau, was sie meint. Sie stellt sich vor, dass sie dort einmal leben wird. Allein, für sich.
In meinen alten Tagen, sagt sie. Wenn du gestorben sein wirst. Mehr will ich dann nicht. Nur das. Jeden Morgen gehe ich runter an den Strand und schwimme. Später sitze ich vor der Hütte und sehe den Vögeln zu, oder ich lese oder hacke Holz und mache Feuer. Die Sonnenuntergänge noch. That´s it. Keine Menschen, nur du und ich.
Ich weiß, wie sie das meint, und es macht mich froh. Das Bild, das sie mir geschenkt hat. Von sich, an jenem Strand, an dem wir so viel Zeit miteinander verbracht haben, wo die alte Hütte versteckt im Schilf steht, in der vor vielen Jahren ein alter Maler gewohnt hat, am Boden und auf dem abgeschabten Holztisch sind noch Farbreste zu sehen, man muss schon wissen, dass sie da ist, um sie zu finden; wo wir Skulpturen aus Treibholz und Seetang gebaut und abends mit Wein begossen haben, die der Wind und das Meer über Nacht wieder in ihre Einzelteile zerlegten wie in einem lustigen, endlosen Spiel. Es ist ein schönes Bild, das mich beruhigt und besänftigt.
Sie nimmt einen Zug und bläst den Rauch mit vorgeschobener Unterlippe dem Nebel entgegen. Ich sage lachend, und nach ein paar Jahren werden sie dich dort finden, verwildert und verweht, kaum zu unterscheiden von dem alten Holz der Wasserbäume.
Die Glut hat fast ihre Fingerspitzen erreicht, ohne Eile nimmt sie einen letzten Zug, drückt die Kippe in den Aschenbecher und zuckt gleichgültig mit den Schultern. Sie sieht mich lächelnd an und legt ihre Hand in meine.
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